Gedanken: „Instant Messenger“
Alltäglicher Wahnsinn 20. Januar 2008, 00:41In den vergangenen Wochen habe ich mich weitestgehend unabhängig voneinander mit mehreren Leuten über „Instant Messenger“ unterhalten und dabei insbesondere die eigentlich sehr ungünstige Begriffswahl diskutiert.
Ja, Nachrichten per ICQ, Jabber, … erscheinen sofort auf dem Bildschirm des Empfängers. Jedenfalls, wenn er seinen Client entsprechend konfiguriert hat. Der entscheidende Punkt ist aber doch, dass man Gespräche per IM absolut nicht mit echten Gesprächen vergleichen kann. Ein paar Beispiele, die IM-Gespräche erlauben, echte Unterhaltungen aber nicht:
- Plötzlich aufstehen und ohne Ankündigung kurz weggehen, ohne das Gespräch damit zu beenden.
- Während der Unterhaltung Essen. (Ich bin der Meinung, dass man sich beim gemeinsamen Essen nicht ernsthaft unterhalten kann.)
- Im Internet surfen und sich mit einem völlig anderen Thema beschäftigen.
- Weitere Gespräche über völlig andere Themen mit ganz anderen Personen führen.
Alle diese Beispiele belegen eigentlich, dass es sich bei IM-Gesprächen eben nicht um Instant Messaging handelt, sondern viel eher um Asynchronous Messaging. Zwischen dem Eingang einer Nachricht und der Antwort können theoretisch sogar Stunden liegen, ohne das das Gespräch wirklich unterbrochen ist, denn man ist meist mit einem kurzen Blick in die History sofort wieder im Bilde und weiß, worum es ging. Die meisten Instant Messenger unterstützen sogar Offline-Messages. Man kann also Gespräche mit Leuten anfangen, die garnicht da sind.
Genau das ist aber auch die große Stärke des IM und macht sie meist der eMail überlegen. Man kann nämlich flexibel von „Instant“ auf „Asynchronous“ umsteigen. Und das weitestgehend fließend. Das Entscheidende ist hierbei, dass diese Art der Unterhaltung von allen Teilnehmern gleich aufgefasst wird. Wer von „Instant Messaging“ wirklich erwartet, dass es ein Gespräch „unter vier Augen“ ersetzt, ist von seinem ersten Versuch wahrscheinlich sogleich extrem enttäuscht und wird es verteufeln.
Die Frage ist jetzt eigentlich, wie weit man die guten Sitten, die für echte Unterhaltungen gelten auf IM übertragen kann. Gerade wenn man darüber nachdenkt, dass man jemandem schreiben kann, der gerade nicht online ist, wird da eigentlich ein Problem deutlich: Schnell fallen hier Begrüßung und Verabschiedung weg. Gespräche laufen Bruchstückhaft über Tage, Wochen oder noch länger und man sagt sich evtl. nicht mehr richtig „Hallo“ und „Tschüß“, weil man spontan kommt und geht etc. Daher finde ich irgendwie die Abgrenzung ziemlich wichtig. IM-Gespräche haben eigentlich mit echten Gesprächen nur sehr wenig gemeinsam. Es fehlt deutlich mehr als nur Mimik und Gestik.
Wer sich meinen Gedanken anschließen oder sie diskutieren will, ist herzlich dazu eingeladen. Auch per IM natürlich. 😉
20. Januar 2008 um 0:52
Das kann man sehen, wie man will. Ein normales, menschliches Gespraech ist uebrigens auch Asynchronous. Zwischen Frage und Antwort können durchaus Minuten liegen.
20. Januar 2008 um 1:55
IM ist doch wie alles im Internet: in erster Linie unpersoenlich. Leute die in Deutschland sitzen, koennen mit mir in Dublin kommunizieren ohne dass wir uns sehen. Diese Distanz macht es einfach, Sachen zu sagen die man sonst vielleicht verschweigen wuerde. Persoenliche Themen koennen eher aufgegriffen werden, eben weil man weiss, dass man den anderen vielleicht nie sehen wird – was hat es da fuer eine Relevanz, dass man etwas peinliches ueber seinen Gespraechspartner weiss? Wenn man sich nicht mehr mit jemandem ausseinander setzen moechte, kommt er auf die ignore list.
Instant Messenging ist einfach simpler gestrickt als das so-called real-life, und ich glaube, ab und zu sollte man sich in Erinnerung rufen, dass es nicht ganz dasselbe ist.
20. Januar 2008 um 1:55
Kannst du das tippfehler l aus meinem namen nehmen? 🙁
20. Januar 2008 um 2:16
Ein ziemlich häufig Tippfehler irgendwie. 😉 Dicke Finger? ;D
Türlich ist Internet unpersönlich. Zumindest, wenn man mit Leuten redet, die man sonst nie zu Gesicht bekommt. Andererseits sollte man auch hier den Ehrgeiz haben, sich eben nicht anders zu verhalten, als wenn man jemandem direkt gegenübersitzt. Witzig zu beobachten ist hier aber bei mir, wenn ich von der Uni komme und mit einem Kommilitonen quatsche, kommts vor, dass wir vorm Haus „bis gleich“ sagen, jeder in seine Wohnung geht und wir direkt in ICQ weiterquatschen. Auch andersrum kommts vor. Da verschmilzt es dann auch irgendwann. 😉
20. Januar 2008 um 19:48
War eingespeichert, ist mir nur einmal passiert. 😀
Danke!
Stimmt aber. Mit einer Kollegin von mir lauefts manchmal auch aehnlich. Das ist dann einfach eine andere Grundlage…